Start der Tour mit Soeren Michelsburg am Alten Rathaus
Kommunal total
Ganz im Zeichen kommunaler Fragestellungen stand die diesjährige Tour de Rohrbach des SPD-Ortsvereins Rohrbach: Wohnungsleerstand, KiTa-Situation, Schaffung bezahlbaren Wohnraums, der Umbau der Haltestelle Rohrbach-Süd sowie die Erneuerung eines Spielplatzes im Hasenleiser unter Beteiligung der im Umfeld wohnenden NutzerInnen. Mit dabei war auch der OB-Kandidat der SPD Heidelberg, Sören Michelsburg, dessen Expertise und Vorstellungen die Mitradelnden erfragten und mit ihm diskutierten.
Das über 2-stündige Programm startete am Alten Rathaus in Rohrbach und führte zunächst in die Parkstraße zu den ehemaligen Wohnheimen für Beschäftigte der Thoraxklinik. Diese stehen seit Jahren leer, womit dringend benötigter Wohnraum auch im Pflegebereich blockiert ist. Ein unhaltbarer Zustand nach Meinung aller Mitradelnden. Doch leider ist hier – wie der Ortsvereinsvorsitzende Bernd Knauber in Erfahrung gebracht hatte – nicht mit einer Verbesserung zu rechnen. Zwar ist wohl Geld da, um den Abriss zu bewerkstelligen, nicht jedoch für eine – auch angesichts enorm gestiegener Baupreise – neue Bebauung. Und der Einwand, dass es diesen Zustand seit mehreren Jahren gebe, also ohne gestiegene Baupreise, sei verwiesen worden auf das Genehmigungsverfahren für einen Neubau, der sich bis heute hinziehe.
Und immer wieder die KiTas
Auch an der nächsten Station geht es seit Jahren hinsichtlich Wohn- und Sozialraum nicht voran: Das Grundstück der Katholischen Kirche zwischen Park- und Rathausstraße, auf dem auch der kürzlich geschlossene Kindergarten St. Theresia steht, kann nicht genutzt werden. Warum? Verschiedene Teile der Katholischen Kirche sind sich uneins. Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen des SPD-Ortsvereins in der den zurückliegenden Jahren hätten zu keinem Umdenken bei den Eigentümern geführt, führte Sibylle Ziegler aus. Tatsächlich täte es aber not, an diesem Standort ein Angebot zur Kinder- aber auch zur Seniorenbetreuung zu machen. Interessenten seien vorhanden. Darauf wies auch Sören Michelsburg hin. Er habe kürzlich mit der interessierten AWo gesprochen und sich deren Konzept für eine Kinder- und auch Altenbetreuung auf einem Gelände erläutern lassen. Beeindruckend seien die Vorstellungen der AWo für ihn gewesen, sagte Michelsburg. Er sieht zudem die Stadt in der Verantwortung hier zu einem schnellen Ergebnis zu kommen.
In diesem Zusammenhang bekräftigte er auch nochmal seine Forderung, bei Leer- und gleichzeitigem Notstand sowie Zweckentfremdung auch den grundgesetzlichen Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ anzuwenden und mittels Bußgelder steuernd einzugreifen. Der Stadtverwaltung warf er vor, das Zweckentfremdungsverbot nicht konsequent umzusetzen. Selbst den Eingriff in Eigentumsstrukturen brachte er als Maßnahme ins Spiel.
Hospital und neues Mietpreismodell
Station 3 gehörte dem Hospitalgelände. Hier hob Michelsburg das Collegium Academicum als beispielhafte und nachhaltige Form des Wohnens hervor. Der Holzbau mit 176 veränderbaren Wohneinheiten und Gemeinschaftsräumen hält er nicht nur für einen Beitrag zur Entspannung auf dem Wohnungsmarkt, sondern auch für ein Zukunftsmodell – und zwar nicht nur für Studierende. Die Anpassung vorhandenen Wohnraums an die aktuellen Lebensverhältnisse sei ein richtiger Schritt, um Wohnungsnotstand zu bekämpfen. Als Beispiel nannte er Menschen im Seniorenalter, denen ihr Haus oder ihre Wohnung zu groß sei und die bereit seien, sich zu verkleinern. Aber: Diese kleinere Wohnung sei auf dem Markt gar nicht vorhanden. Deshalb seien solche veränderbaren Wohneinheiten sowie Wohnprojekte wie in Mark-Twain-Village ein sehr wichtiger Baustein für den Wohnungsmarkt der Zukunft. Auch hier sah er noch Nachholbedarf und nannte als Beispiel Freiburg, wo es rund 300 Projekte dieser Art gebe – in Heidelberg sind es lediglich 8.
Auch eine weitere ansonsten sehr unterrepräsentierte Gruppe wird auf dem Hospitalgelände Unterkunftsmöglichkeiten finden: Nach dem von der SPD initiierten ersten Ausbildungshaus in der Römerstraße wird es in einem Bestandsgebäude auf dem Hospitalgelände ein zweites Wohnheim für Auszubildende geben, die hier zu entsprechend niedrigem Mietzins unterkommen können. In Bestandsgebäuden kommt auch das Montessori Zentrum unter und wird hier alle seine Heidelberger Einrichtungen zusammenfassen – Kindertagesstätte, Grundschule und Verwaltung.
Das bestehende Theater (Wilson-Theater) wird genauso wie die Chapel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und vom Stadtteilverein bzw. Quartiersmanagement verwaltet. In der ehemaligen Reithalle – eine Beheizung ist hier nicht möglich – soll eine Kaltsporthalle mit Sanduntergrund entstehen zum Beispiel für Beach-Volleyball. Hier werde er sich, so OB-Kandidat Michelsburg, dafür einsetzen, dass diese Flächen nicht nur Vereinsangehörigen zugänglich gemacht werden, sondern auch Nicht-Vereinsangehörige diese Plätze nutzen können.
SPD-Preismodell für’s Hospital
Zum Wohnen auf dem Hospitalgelände generell erläuterte Michelsburg das auf Betreiben der SPD im Gemeinderat beschlossene Preismodell, wonach bei 50 Prozent der Wohnungen sich die Mietpreise am Einkommen orientieren. Maßgabe: Die Miete darf nicht mehr als 30 Prozent des Einkommens auffressen. Die Tour-Teilnehmenden fanden indes, dass 50 Prozent des Wohnraums für den freien Markt immer noch zu viel seien. Die Befürchtung: Die Preise für diese andere Hälfte der Wohnungen könnten sich an Bahnstadt und Neuenheim orientieren. Bei einem kurzen gedanklichen Ausflug ins Patrick-Henry-Village (PHV) betonte OB-Kandidat Michelsburg, dass er für dieses letzte Konversionsgebiet Heidelbergs ein anderes Vergabemodell fordere. Er wolle darauf hinarbeiten, dass der Baugrund, der in PHV frei werde – Ausnahmen bilden hier die von der Bima selbst für Bundes- und Landesbedienstete geplanten Wohnungen und das Ankunftszentrum –, entweder sich im Eigentum von Genossenschaften befinde oder nach Ankauf bei der Stadt verbleibe. Letztere könne die Bauplätze dann in Erbpacht weitergeben. Das kostet zwar zunächst Geld, das amortisiert sich aber im Lauf der Zeit und führt darüber hinaus zu billigerem Wohnen.
Die nächste Station war der erneuerte Spielplatz in der Lahrer Straße im Hasenleiser. Hier wurde aufgezeigt, wie durch Einsatz des Quartiersmanagement die Wünsche der späteren NutzerInnen stark berücksichtigt wurden. Michelsburg begrüßte ein solches Entstehungsmodell.
Abschluss in Rohrbach-Süd
Abschließend radelte der Tour-Tross zur Haltestelle Rohrbach-Süd. Ein Areal, das der OB-Kandidat bestens kennt: Neben dem unstrittigen barrierefreien Umbau der Straßenbahn- und Bushaltestelle ist hier Richtung Osten auch eine Abstellanlage für Straßenbahnen geplant. Gegen letzteres Vorhaben waren die Rohrbacher unter dem Motto „Hände weg vom Rohrbacher Feld“ mehrmals auf die Straße gegangen. Erst dem Einsatz von Michelsburg war es in Zusammenarbeit mit SPD-Fraktion und SPD-Ortsverein wesentlich zu verdanken, dass die Abstellanlage per Gemeinderatsbeschluss aufgesplittet wurde (die andere Hälfte soll nun in Wieblingen entstehen). So bleiben also die wertvollen Hecken im Feld und sonstigen Biotope sowie der Soldatenweg erhalten, die Betriebsabläufe werden trotzdem besser – und die Rohrbacher waren’s zufrieden!
08.10.2024, 19:00 Uhr - 21:30 Uhr Mitgliederoffene Vorstandssitzung Auf der Tagesordnung stehen unter anderem ein Rückblick auf die Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins sowi …