Zum letzten Mal offen, zum letzten Mal der Willkommensgruß: Nach 115 Jahren wurde St. Theresia geschlossen.
Lasst Kindergärten im Dorf
Erfolgreich und mit einiger Öffentlichkeitswirksamkeit – die RNZ berichtete ausführlich – ging unsere Protestveranstaltung am letzten Öffnungstag des Kindergartens St. Theresia in der Rathausstraße über die Bühne. Mit dabei auch unser OB-Kandidat Sören Michelsburg.
Zudem unterstützten einige Bezirksbeirätinnen anderer Parteien die SPD-Aktion. Die designierte Kinderbeauftragte für Rohrbach und die KiTa-Leitung – besser gesagt die ehemalige – sowie der Vorsitzende des Rohrbacher Stadtteilvereins waren dabei. Auch einige Eltern mit ihren Sprösslingen des letzten KiTa-Jahrgangs verlängerten sich ein bisschen die Zeit zum Abschiednehmen. Und Vertreter der katholischen Kirche stellten sich der Kritik.
Sibylle Ziegler von unserem SPD-Ortsverein begrüßte die Anwesenden und gab nochmal einen kurzen Rückblick auf die Aktionen der SPD vor Ort. Also etwa die Postkarten-Aktion an den Oberbürgermeister und die Wünsche-Aktion auf unserem KiTa-Transparent. Mehrfach hat der Ortsverein zudem im Rahmen seiner Tour de Rohrbach dort Station gemacht und auf die sich abzeichnende negative Entwicklung hingewiesen. Und auch den Vor-Ort-Termin mit dem OB, der Leiterin des Jugendamtes und dem zuständigen Vertreter der katholischen Kirche sprach sie nochmal an.
Und jetzt also die Protestaktion beim traurigen Höhepunkt, der Schließung der KiTa im Rohrbacher Zentrum.
Flammend und aufwühlend
Ein flammendes Plädoyer für den Erhalt dieses Standortes – 115 Jahre lang befand sich der Kindergarten hier – hielt Barbara Pfeiffer, vormals für die Öffentlichkeitsarbeit des Elternbeirates von St. Theresia zuständig und designierte Kinderbeauftragte für Rohrbach. Aufwühlend ihre Berichterstattung über ihren 4 Jahre währenden Kampf in den zurückliegenden Jahren und die Irrungen und Wirrungen, die sie mit ihren verschiedenen Gesprächspartnern durchmachte. Das Scheitern der Elterninitiative gehörte hier ebenso dazu wie der „geniale“ Vorschlag der AWo, an diesem zentralen Ort Alt und Jung zusammenzubringen – eine KiTa und ein Seniorenheim. Auch das gescheitert. Fast flehentlich ihr Appell an die Vertreter der katholischen Kirche, mitzuhelfen, diesen Standort wiederzubeleben und, wenn sie sich selbst aus der Trägerschaft verabschieden wolle, wenigstens das Gelände an die Stadt zu veräußern.
Altbekanntes von der Eigentümerin
Die Vertreter der katholischen Kirche – Mathias Kirchgässner und Werner Bomm vom Pfarrgemeinderat der katholischen Stadtkirche – gaben indes wieder, was als Standpunkt bekannt ist: Die Wirtschaftlichkeit des eingruppigen Kindergartens sei nicht gegeben. Die Gebäude auf dem Gelände seien nicht mehr sanierbar. Deshalb sei beschlossen worden, diesen Standort zu schließen, zumal die finanzielle Situation der katholischen Kirche nicht die Beste sei. Sie zeigten zwar Verständnis für die Anliegen der Rohrbacher und wiesen darauf hin, dass die Verhandlungen mit der Stadt begonnen haben. Das sei aber nicht einfach, zumal es für Gelände und Gebäude unterschiedliche Eigentümer gebe, die Stadtkirche Heidelberg als Trägerin, die Schaffnei, die Gemeinde St. Johannes. „Gebundene Eigentumsrechte“ wird das genannt. Ein Wertegutachten habe deshalb erstellt werden müssen, und das sei nicht ganz einfach gewesen. Auf den Einwurf, dass das Gelände bereits fast an einen Bauträger verkauft gewesen sei und diese gebundenen Eigentumsrechte dafür nicht hinderlich gewesen seien, wurde nicht weiter eingegangen.
Soziale Verantwortung?
An die soziale Verantwortung der Kirchen – in die Kritik einbezogen wurde hier auch die evangelische Kirche Heidelbergs und ihr Umgang mit dem Grundstück zwischen Lindenweg und Heinrich-Fuchsstraße, das nunmehr bereits seit über 2 Jahren vor sich hingammele – wurde von fast allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern appelliert. Dieser, so die Kirchenvertreter, würde die katholische Kirche auch nachkommen. Dieser Standort indes sei unrentabel und nicht zu halten. Eine Aussage, die bei der nunmehr ehemaligen KiTa-Leitung heftigen Widerspruch auslöste.
Sibylle Ziegler dankte abschließend allen, die gekommen waren, um sich für die Verbesserung der KiTa-Situation in Alt-Rohrbach einzusetzen. Sie verband damit die Hoffnung, dass sich etwas bewegen möge und die Verhandlungen zwischen Stadt und katholischer Kirche schnell beendet und für das Areal eine schnelle Lösung im Sinne der Kinder und Eltern gefunden werde.
Und Konstantin Waldherr, Vorsitzender des Stadtteilvereins Rohrbach, wies darauf hin, dass auch vor dieser Wahl wieder ein sogenanntes Speed-Dating in Rohrbach mit allen OB-Kandidatinnen und -kandidaten stattfinden werde: Am 23.09. ab 20 Uhr können die Kandidatin/Kandidaten über ihren Standpunkt zum KiTa-Standort Rohrbach-Ost befragt werden.
Wir als SPD-Ortsverein geben die Hoffnung nicht auf und machen weiter! Warum: Weil wir es wichtig finden, dass schon unsere kleinsten Mitbürgerinnen und Mitbürger frühzeitig erfahren, was gesellschaftlicher Zusammenhalt bedeutet.
Wir sind der Überzeugung, dass Fußläufigkeit für zentrale Einrichtungen die Bindung an das jeweilige Umfeld erhöht. Einige der Kinder, die hier geboren werden, werden sicherlich weggehen, einige werden aber auch bleiben und später davon berichten können, wie es einige der anwesenden älteren Semester konnten: Wie es war am Kindergarten St. Theresia vor 70, 50, 30 Jahren.
Nachbemerkung
Auch wenn wir die Aktion als Erfolg sehen, weil sie Aufmerksamkeit erzeugt hat, war es doch enttäuschend, dass so wenige Eltern von Kleinkindern und potenzielle Eltern den Weg in die Rathausstraße gefunden haben. Um sie und ihre Perspektiven – und auch ihr Recht auf einen Betreuungsplatz – ging es. Es ist das Eine, ein Recht zu haben, das Andere ist aber, für dieses Recht auch einzustehen, und nicht erst dann, wenn es zu spät ist und der große Run auf die KiTa-Plätze und der KiTa-Tourismus in andere Stadtteile beginnt.
Wir von der SPD Rohrbach werden das natürlich weiterhin tun, und zwar mit Vehemenz!